Von Yoga, Sauerteig und der Kunst, dranzubleiben
- annacarnice
- 25. März
- 3 Min. Lesezeit
Geduld ist eine dieser Tugenden, von denen alle sagen, dass sie wichtig sind, aber kaum jemand wirklich gerne übt. Ich meine, wer sitzt schon entspannt da und denkt sich: „Ach, wie schön, dass ich jetzt warten darf!“ Niemand. Und doch ist Geduld der geheime Zaubertrick für fast alles im Leben – ob auf der Yogamatte, beim Brotbacken oder im großen Spiel des Lebens.
Sauerteigstarter und Savasana – Eine Lektion in Durchhaltevermögen
Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich eines Tages mit leuchtenden Augen über die Blasenbildung in einem Glas mit fermentierendem Teig sprechen würde, hätte ich ihn vermutlich milde belächelt. Doch hier bin ich – stolze Sauerteig-Mama von drei lebendigen, selbstgezogenen Starterkulturen (Roggen, Dinkel, Weizen) und passionierte Hobby-Bäckerin. Aber der Weg dahin? Oh, der war steinig...
Ich habe etliche Male versucht, einen Sauerteigstarter zu züchten. Und etliche Male ist entweder gar nichts passiert, er (der Starter) hat sehr seltsam gerochen oder ist schlicht und einfach nicht aufgegangen – genauso wenig wie meine Laune nach dem zehnten Versuch. Ich habe geflucht, gegoogelt, es aufgegeben, es wieder probiert – und wieder versagt. Ich habe mir Starter gekauft und versucht mit ihnen zu backen und sie weiterzupflegen, aber auch das hat nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Doch trotz all dieser Niederlagen, irgendwo in mir war dieser kleine Funke Trotz: „Das kann doch nicht so schwer sein! Andere machen das doch auch!“
Und siehe da – nach unzähligen gescheiterten Experimenten, verschwendeten Mehlsäcken und leicht beleidigten Backofen-Phasen hatte ich es endlich geschafft! Seit Ende 2024 sind meine drei Sauerteigstarter Teil meines Haushalts, und ich habe seitdem kaum ein Brot mehr gekauft. Stattdessen wird bei mir geknetet, geformt und geduldig gewartet, bis der Teig sein volles Potenzial entfaltet.
Klingt das nicht irgendwie nach Yoga?
Yoga & Sauerteig: Die perfekte Metapher für Geduld & Wachstum
Beim Yoga ist es ähnlich. Man steigt nicht einfach auf die Matte, wirft die Beine hinter den Kopf und meditiert sich in die Erleuchtung. Es dauert. Man wackelt, fällt um, probiert es wieder. Man liest sich vielleicht in die Philosophie ein, schaut YouTube-Videos als Tutorial für bestimmte Asanas (Haltungen im Yoga) und versucht zu sich selbst und anderen gut zu sein. Doch so schnell erreicht man nicht die höchste Stufe im Yoga, Samadhi .
Egal ob Yoga oder Brotbacken: Dranbleiben ist der Schlüssel. Wachstum passiert nicht über Nacht. Es braucht Zeit, um einen stabilen Krieger III oder die Krähe zu lernen – genauso wie ein gutes Brot Zeit zum Reifen, Gehen und Backen braucht. Man kann den Prozess nicht erzwingen, nur begleiten.
Und das Schöne ist: Während man wartet, lernt man etwas. Über sich selbst, über das Leben, über den Wert der Langsamkeit.
Geduld ist wie ein guter Sauerteig – sie entwickelt sich
Wir leben in einer Welt, in der alles immer jetzt passieren soll. Schneller, effizienter, sofortiger. Aber manchmal geht es nicht schneller – und das ist gut so. Sauerteig erinnert mich daran, dass manche Dinge einfach ihre Zeit brauchen. Dass Geduld kein Hindernis, sondern eine Einladung zur Achtsamkeit ist.
Also, falls du gerade an irgendetwas arbeitest – sei es an einer neuen Yoga-Pose, an einem Projekt oder an einem Sauerteigstarter, der einfach nicht tut, was er soll – gib nicht auf. Probier es noch einmal. Und noch einmal. Und vielleicht, eines Tages, wirst du mit einem frisch gebackenen Brot in der Hand dastehen und merken: Der Weg dorthin war genauso wertvoll wie das Ziel.
Namasté & guten Appetit! 🍞🧘♀️
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